Die Fallas - Das feurige Vergnügen

Über die Fallas wurde schon so viel berichtet, dass das Fest auch über die Grenzen Valencias hinaus bekannt ist. Ihre Traditionen und Begrifflichkeiten sind valencianischen Ursprungs, kommen aber vielen Leuten "spanisch" vor. Wer nur Grundkenntnisse zum Fallas-Brauchtum besitzt, wird sich fragen: Warum um Himmels willen baut man ein ganzes Jahr lang riesige, kostenaufwändige Figuren, um sie dann zu Asche verbrennen zu lassen?

Eine gute Frage, die keine rationale Antwort hat, sondern mit dem schwammigen Begriff Tradition erklärt werden muss. Tatsache ist, dass der Ursprung der Fallas auf die Säuberung der Schreinerwerkstätten nach dem Winter zurückzuführen ist, wobei die Holzreste am 19. März - dem Tag des heiligen Josef, des Schutzheiligen der Zimmerleute - mit einem Freudenfeuer verbrannt wurden.

"Falla" bedeutet auf Valencianisch so viel wie "Kienspan" oder "Fackel". Damit wird der Bezug zum Feuer hergestellt, das während der Festlichkeiten vom 16. bis 19. März im Mittelpunkt steht. Die "Fallas" sind aber auch die aufgestellten Figuren, die aus einzelnen "Ninots" (Valencianisch für "Puppen") bestehen und in karnevalistischer Manier Stars, Sternchen und vor allem Politiker auf die Schippe nehmen.

Die mitunter haushohen Kunstwerke schmücken oder blockieren die Strassen Valencias - der Blickwinkel hängt ganz davon ab, ob man "fallero"; ist oder nicht. Diese Fallas-Anhänger oder -Veranstalter treffen sich das ganze Jahr über in so genannten "casals", einer Art Nachbarschaftsverband mit eigenen, kneipenähnlichen Räumlichkeiten, um in lockerer Runde bei einem Bier ihre Veranstaltungsbeiträge zu planen. Einige Tage oder - je nach Ausdauer der Verbände - auch Wochen vor den Festakten werden Bierzelte aufgestellt.

Umrahmt von Paella-Wettbewerben, Tanzabenden und Disco-Mobilen spriessen oktoberfestartige Auswüchse wie Pilze aus dem Boden.

Proportional zur Feierlaune steigt mit Knallfröschen, Chinaböllern ("petardos") und den bekannten Tagfeuerwerken (Valencianisch: "mascletàs") auch der Lärmpegel. Mit den "despertàs", den frühmorgendlichen Musikumzügen, verhindern sie, dass Schlafmützen auch nur eine Minute des Trubels verpassen.

In der Nacht zum 16. März findet die "plantá" (von "plantar" - hier: aufstellen) statt, bei der die einzelnen Bauteile der Falla­ Figuren an ihren endgültigen Standort transportiert und zusammengesetzt werden. Mit der "falla infantil" gibt es auch eine Kinderversion, die, wie ihre grosse Schwester an Wettbewerben teilnimmt und äußerst grosszügige Geldpreise gewinnen kann. Diese sind auch nötig, um die Hunderttausende Euro teuren Figuren aus Holz und Styropor finanzieren zu können.

Am 17. und 18. März reisen die Trachtengruppen der Umgebung zur "ofrenda" (Opfergabe) an, um mit einem Blumenstrauß zur Gestaltung der haushohen Madonnenfigur auf der Plaza de la Virgen beizutragen - ein volkstümliches Schauspiel. Am Abend des 19. März folgt der krönende Abschluss: Bei der „cremà" (Valencianisch für Verbrennung) werden alle Figuren mit kleinen Feuerwerken in Brand gesetzt, und der Festmarathon neigt sich dem Ende zu. Die Arbeit eines ganzen Jahres löst sich gegen Mitternacht unter wachsamen Augen von Heerscharen von Feuerwehrleuten in Rauch und Asche auf. Die letzten Fallas-Umzüge sind die der Müllabfuhr, so dass am Morgen des 20. März lediglich ein leichter Brandgeruch von den Festtagen zeugt.

Quelle (Text): Costa Blanca Nachrichten Nr. 1109 / André Höchemer